
Change is not the new normal
Was hat Pferdemist mit Autos zu tun? Ganz viel. Autos waren Anfang 19. Jahrhundert die ultimative Lösung für ein weltweites Problem: der Pferdemist auf den Strassen. Und heute?
Veränderung ist Leben und Fortschritt. In dieser Folge gehe ich darauf ein, warum es wichtig ist, dass wir alle unseren Beitrag zur Energiewende leisten. Er muss nicht perfekt sein – aber ausgeführt.
Kommentare und Feedbacks sind gerne willkommen.
Probleme von heute sind die Lösungen von gestern.
“In 50 years, every street in London will be buried under nine feet of manure,” titelte die Times in 1894.
Warum das?
Die Einwohnerzahl in der Stadt stieg rund um 1900 von 2.6 Mio. auf 6.5 Mio. an. Das stellte die Stadt vor ein paar Herausforderungen. U.a. waren plötzlich täglich rund 50’000 Pferde auf den Strassen unterwegs, um Menschen und Güter zu transportieren. Die Pferde haben natürlich alle ihre Bedürfnisse, direkt auf den Strassen der Stadt verrichtet. Das gab ja auch Stau und somit war die Beseitigung des Pferdemists schwierig. Besonders auf den Brücken war es ein grosses Problem.
Aber nicht nur London stand vor dieser Herausforderung, auch alle anderen Grossstädte hatten Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Pferdemist zu kämpfen.
Eine Lösung musste unbedingt her. Aber selbst an der ersten internationalen Stadtplanungskonferenz der Welt 1898 fanden die Teilnehmer keine Lösung. Und Städte schienen dem Untergang geweiht.
Aber Not macht ja erfinderisch. Und plötzlich kam die Lösung schneller, als man es sich zu erträumen gewagt hätte.
1912 war das Problem gelöst: die meisten Pferde waren durch Autos ersetzt worden. Henry Ford hatte ja den Motor erfunden.
Was Ende des 19 Jahrhunderts die Pferde waren, sind heute, rund 200 Jahre später die Autos. Die allerdings wurden damals als die perfekte Lösung des Jahrhundertproblems gefeiert.
Warum erzähle ich diese Geschichte?
Ich höre immer wieder «change ist the new normal». Da frage ich mich immer, was ist denn das alte normal?
Veränderung ist nicht neu. Veränderung ist das natürlichste, was es gibt. Ein Baum kann sich seine Umgebung nicht aussuchen, er kann sich nur laufend den Jahreszeiten anpassen.
Ein paar Impulse, was wir uns von der Natur abschauen können, damit wir uns schnell neuen Gegebenheiten anpassen können:
Eigenverantwortung | Er lässt los, wenn die Zeit reif ist. |
Kontaktfreude | Der Baum lädt Insekten und Vögel zu sich ein. |
Optimismus | Er übergibt seine Samen anderen (Wind, Vögel) und vertraut, dass einige davon irgendwo Wurzeln schlagen werden. |
Handlungskontrolle | Er wächst immer der Sonne, seiner Energiequelle, entgegen. |
Realismus | Ein Apfelbaum möchte keine Zwetschgen produzieren. |
positive Ziele | Er möchte blühen und sich vermehren. |
Lösungsorientierung | Was in den Weg kommt, wird integriert |
Leben wir doch noch wie Höhlenmenschen?
Dank des Stroms konnten die Menschen den Tages- und Nachtzyklus trotzen. Der Tag konnte dank der Glühlampe verlängert werden.
Dank 365/24 Verfügbarkeit wurde Schichtarbeit möglich. Produktionsengpässe konnte ausgemergelt werden. Die Produktivität wurde stetig gesteigert. Durch eine gewisse Überproduktion wurde immer alles billiger. Den Menschen ging es immer besser, der Wohlstand stieg.
Und wo stehen wir heute?
Die tollen Lösungen von gestern stehen unserer Zukunft im Weg. Wir werden aufgefordert Bestehendes zu analysieren und Neues zu kreieren. Können wir dabei das Gelbe vom Ei bzw. das Perfekte Neue entwickeln?
Wohl eher nicht. Weil die Probleme von heute werden auch zukünftig die Lösungen von gestern sein.
Allerdings bin ich überzeugt, dass wir die Energiewende schaffen und das Netto Null Ziel erreichen werden, wenn jeder und jede seinen Beitrag leistet – gemeinsam Veränderung begeistert leben.
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